Der virtuelle Blockbuster Minecraft existiert seit zehn Jahren. Zeit für einen Rückblick auf den kulturellen Einfluss des meistverkauften Computerspiels aller Zeiten. Als würden Sie eine Kiste mit virtuellem Lego auf dem Boden ausleeren: Viel Glück, lieber Spieler. So begann das Computerspiel Minecraft im Mai 2009. Du stapelst Blöcke und erlebst Abenteuer in der Welt, die du selbst gebaut hast - mehr ist es nicht. Zehn Jahre später ist Minecraft das meistverkaufte Spiel aller Zeiten, und es ist schwer, sich ihm zu entziehen. Vier Bereiche, in denen der kulturelle Einfluss von Minecraft zu spüren ist.
1. Einflussreich in den sozialen Medien
Die griechische Tempelanlage Akropolis, Manhattan in New York, der Kontinent Westeros aus der Fantasy-Serie Game of Thrones. Dies sind nur einige der beeindruckenden Kreationen, die die Spieler mit der virtuellen Brickbox geschaffen haben. Denken Sie an ein berühmtes Gebäude oder einen Drehort, und die Chancen stehen gut, dass er in absurden Details nachgebaut wurde. Als Spieler möchte man solche Konstruktionen mit Stolz anderen zeigen.
Zum Glück für alle digitalen Architekten waren soziale Medien wie Facebook und YouTube zu der Zeit, als Minecraft aufkam, gerade in aller Munde. Sie wurden mit Minecraft-Bildern und -Verweisen überschwemmt, wie diesem hier:
Auf YouTube landete nicht nur eine endlose Reihe von Videos beeindruckender digitaler Gebäude, sondern auch komplette Filmszenen und Parodien, die in der Welt der Blöcke gedreht wurden. So wurde zum Beispiel der komplette Trailer zu Star Wars: The Force Awakens in der Welt der Blöcke abgebildet:
Oder nehmen Sie diese aufwendige Parodie des Musikvideos zum Popsong Dynamite von Taio Cruz:
Minecraft war eines der ersten Spiele, die man regelmäßig in den sozialen Medien fand", sagt Martin Verschoor, Chefredakteur des Spielemagazins Power Unlimited. Das sei gar nicht so seltsam, sagt er, denn es sei sehr einfach, Aufnahmen davon zu machen. Sogar Who's the Mole " wird in Minecraft nachgestellt.
Das Spiel trug damit wesentlich zur Popularität von Spielevideos in den sozialen Medien bei, die 2019 dank der Werbeeinnahmen ein Milliardengeschäft sind. Allein im letzten Jahr wurden mehr als 50 Milliarden Stunden Spielevideos auf YouTube angesehen, berichtet die Videoplattform Venturebeat. Minecraft ist nach wie vor eine der bekanntesten Quellen für solche Videos, neben dem Ballerspiel Fortnite und anderen. Erst im April letzten Jahres stand Minecraft auf Platz 12 der weltweit meistgesuchten Suchbegriffe auf YouTube - einschließlich aller anderen Themen außerhalb von Spielen.
MINECRAFT IN ZAHLEN
Minecraft wurde bisher176 Millionen Mal gekauft. Damit ist es das meistverkaufte Videospiel aller Zeiten.
4 Milliarden Quadratkilometer ist die Gesamtfläche des Spiels. Damit ist die Oberfläche von Minecraft achtmal größer als die der Erde.
90 Millionen Spieler sind jeden Monat in Minecraft aktiv.
Für2,5 Milliarden US-Dollar kaufte Microsoft 2014 das Spiel und seinen Herausgeber Mojang von dessen Schöpfer Markus Persson.
2. Referenzen weit über die Spielewelt hinaus
Der Minecraft-Stil- bei dem alles aus Blöcken besteht, die absichtlich mit fast lächerlich großen Pixeln gestaltet sind - ist wiedererkennbar, so dass sich das Spiel auch gut für Referenzen außerhalb der sozialen Medien eignet.
So spielen beispielsweise die Figuren Rick und Morty aus der gleichnamigen Zeichentrickserie das Spiel mehrmals, und in einer Episode von South Park werden die Eltern der Hauptfiguren süchtig nach Minecraft. Eine Folge von The Simpsons wurde komplett im Minecraft-Stil eröffnet:
Das Spiel ist auch kurz im Musikvideo zu Lady Gagas Song G.U.Y. zu sehen. Es überrascht nicht, dass Lego Minecraft zum Verkauf steht, für alle, die lieber Klötze in der realen Welt stapeln. Es ist sogar ein Minecraft-Film in Arbeit, der angeblich 2022 in die Kinos kommen soll.
3. Nützlich im Klassenzimmer
Arbeiten mit dem Periodensystem. Das mag für viele Schülerinnen und Schüler nicht sehr attraktiv klingen, aber wenn man es in Minecraft macht, sieht die Sache schon anders aus. Das ist zumindest die Idee, die hinter der Bildungsversion von Minecraft steckt, die 2014 veröffentlicht wurde und laut den Machern inzwischen von Tausenden von Lehrern weltweit genutzt wird.
Denn das Spiel, bei dem man mehr oder weniger alles bauen kann, ist im Klassenzimmer sehr beliebt. Minecraft wird verwendet, um Kindern das Programmieren beizubringen oder um sie in den Zellen von Pflanzen und Tieren herumlaufen zu lassen. In einem der Chemiemodule ist es möglich, Atome zu neuen Molekülen zu kombinieren, die wiederum neue Baustoffe ergeben.
In der virtuellen Welt der Würfel ist eine Vielzahl von Bildungsprojekten entstanden. Mit RoMeincraft können Kinder zum Beispiel römische Gebäude auf der Grundlage archäologischer Fakten im Rahmen des Geschichtsunterrichts nachbauen. Das Museum GeoFort leitet das GeoCraft-Projekt, bei dem die gesamten Niederlande in Minecraft nachgebaut werden, vom Staudamm über den Euromast bis hin zum Viertel um die Ecke. Dies wird für pädagogische Online-Aktivitäten wie Schatzsuchen und Workshops zur Entwicklung des räumlichen Bewusstseins genutzt.
4. Die Spieleindustrie hat sich für immer verändert
Lange Zeit dachten Spieleentwickler, dass man die Menschen immer an die Hand nehmen und durch ein Abenteuer führen muss", sagt Martin Verschoor.Minecraft gab den Leuten Ressourcen und eine Welt und ließ sie sich austoben.
Wie sich herausstellte, tüfteln viele Spieler gerne auf eigene Faust herum, ohne Anleitung oder eine zugrunde liegende Geschichte. Die Popularität dieses so genannten Sandbox-Modells hatte laut Verschoor Auswirkungen auf die Videospiele der Folgezeit. Vom Mario Maker, bei dem es darum geht, die Super-Mario-Levels selbst zu gestalten, bis hin zur Möglichkeit, ein Spielfeld im beliebten Ballerspiel Fortnite zu entwerfen.
Oder was ist mit den vielen "Klonen", Spielen, die mehr oder weniger den Spielstil von Minecraft übernommen haben, mit Namen wie Creativerse und Total Miner.
Ein weiterer einflussreicher Faktor war, dass Minecraft nicht so sehr ein fertiges Ganzes war, das man durchspielen konnte, fährt Verschoor fort. Es handelt sich eher um eine Plattform, die zum Beispiel auch Merkmale eines sozialen Mediums aufweist. Die Spieler treffen sich in ihren selbst erschaffenen Welten. Diese soziale Komponente wurde in Online-Spielen wie Fortnite, dem derzeit umsatzstärksten Spiel, nachgeahmt, in dem kürzlich sogar ein digitales Konzert eines DJs stattfand:
Aber auch der unverwechselbare Look von Minecraft hatte laut Verschoor Auswirkungen auf die Spieleindustrie. Vor zehn Jahren wurden die Computer immer leistungsfähiger, und alle versuchten, ihre Spiele schöner und realistischer zu gestalten. Und dann wurde Minecraft mit seinen klobigen Blöcken und riesigen Pixeln plötzlich zum Mega-Erfolg. Die Spieler halten es nicht immer für wichtig, dass ein Spiel besonders schön ist, Hauptsache, es ist gut, wie sich herausstellte.
Dieser Artikel wurde von Niels Waarlo geschrieben und erschien in der Volkskrant. Niels ist Tech Editor und kann auf Twitter unter @nielswaarlo verfolgt werden.